Unter dem Sammelbegriff „Mittelmeerkrankheit beim Hund“ fallen vier Erkrankungen, die durch Mücken oder Zecken übertragen werden. Sie betreffen vor allem Hunde aus dem Auslandstierschutz. Aber auch bei Reisen in den Mittelmeerraum kann sich Ihre Fellnase infizieren. In diesem Artikel erfahren Sie, welche Mittelmeerkrankheiten beim Hund existieren und wie Sie Ihren vierbeinigen Gefährten vor einer Ansteckung schützen können.
In beliebten Reiseländern wie Griechenland, Italien, Spanien, Rumänien und der Türkei stecken sich besonders viele Vierbeiner mit den sogenannten Mittelmeerkrankheiten an. Darum gelten diese auch als Reisekrankheiten. Falls Sie einen Auslandshund aus einem dieser Länder adoptieren, besteht ebenfalls das Risiko, dass Ihr Vierbeiner Symptome einer Mittelmeerkrankheit entwickelt.
Aber auch in Deutschland breiten sich die Parasiten zunehmend aus. Das hängt mit dem Klimawandel und den steigenden Temperaturen zusammen.
Was sind „Mittelmeerkrankheiten“?
Mittelmeerkrankheiten sind Krankheiten, die Hunde aus dem Mittelmeerraum nach Deutschland mitbringen. Das kann beispielsweise im Urlaub passieren, aber auch wenn Sie einem Vierbeiner aus dem Auslandstierschutz ein neues Zuhause schenken. Die Übertragung passiert durch Parasiten wie Mücken und Zecken.
Unser Tipp: Lassen Sie etwa sechs bis acht Wochen nach der Aufnahme Ihres Lieblings einen Mittelmeer-Test beim Tierarzt machen. Wiederholen Sie diesen nach drei bis sechs Monaten. Sie investieren pro Test rund 80 Euro. Dafür sind Sie im Anschluss auf der sicheren Seite.
Mittelmeerkrankheit bei Hunden - Es gibt vier Krankheiten:
- Leishmaniose
- Babesiose („Hundemalaria“)
- Ehrlichiose
- Herzwurmerkrankung Dirofilariose
Die vielschichtige Symptomatik erschwert die Diagnose. Welche Krankheitsanzeichen es gibt, erfahren Sie in den Unterkapiteln zu den vier Erkrankungen.
Mittelmeerkrankheit: Leishmaniose
Die schwerste dieser vier Krankheiten ist die Leishmaniose beim Hund. Wenn Ihr Vierbeiner durch Zecken, Schmetterlings- oder Sandmücken mit Leishmanien (parasitären Einzellern) infiziert wird, befallen diese die Leber, die Milz, das Knochenmark und die weißen Blutkörperchen, wodurch die Immunabwehr gestört wird.
Die Inkubationszeit – die Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Erkrankung – dauert etwa ein halbes Jahr.
Besonders häufig tritt die Erkrankung bei Vierbeinern in Südspanien, Portugal, Griechenland und den Balearen auf. (Allerdings heißt eine Infektion nicht automatisch, dass die Krankheit auch ausbricht.)
Welche Symptome gibt es bei der Mittelmeerkrankheit Leishmaniose?
In diesem Abschnitt gehen wir darauf ein, wie Sie eine Infektion mit Leishmanien erkennen können. Die Krankheitsanzeichen sind recht unspezifisch und könnten auch auf andere Erkrankungen und Probleme hindeuten, wie etwa eine Futtermittelunverträglichkeit bei Hunden. Meistens verläuft die Leishmaniose in Schüben. Das macht es ebenfalls schwierig, sie zuverlässig zu erkennen.
Typische Symptome einer Leishmaniose:
- geschwollene Lymphknoten
- Hautentzündungen (offene Stellen), beispielsweise auf dem Nasenrücken
- starkes Krallenwachstum
- Gewichtsverlust, obwohl Ihr Vierbeiner mit gutem Appetit frisst
- Fieber, Apathie und Schwäche
- Vergrößerung von Leber und Milz
- Haarausfall um die Augenpartie und an den Ohrspitzen, charakteristisch sind die „Brille“ rund um die Augen und die zerfransten Ohren
Bleibt die Infektion unerkannt und unbehandelt, kann es bei Ihrer Fellnase zu Nierenversagen und weiteren Organschäden kommen.
Diagnose und Therapie
Die Diagnose „Leishmaniose“ stellt Ihr Tierarzt nach einer Blutuntersuchung fest. Wenn Ihr Liebling schnell behandelt wird, ist die Prognose gut. Leishmaniose gilt bei Hunden als unheilbar. Ihr Tierarzt kann die Symptome behandeln und Ihrem Vierbeiner Linderung verschaffen. Damit ist ein langes, weitgehend beschwerdefreies Leben möglich.
Zur Behandlung kommt oft Allopurinol zum Einsatz. Dabei handelt es sich um ein aus der Humanmedizin bekanntes Gichtmittel. Sind die Symptome noch nicht stark ausgeprägt, schlägt das Medikament gut an. Eventuell bekommt Ihr Vierbeiner es auch über einen längeren Zeitraum hinweg, um neuen Krankheitsschüben vorzubeugen.
Bei einer bereits fortgeschrittenen Erkrankung spritzt Ihr Tierarzt Ihrer Fellnase wahrscheinlich Glucantime. Da hierbei mit Nebenwirkungen zu rechnen ist, bekommt Ihr vierbeiniges Familienmitglied vermutlich gleichzeitig Präparate, die die Leber und das Immunsystem schützen und stärken.
Tipps:
- Lassen Sie es am besten gar nicht erst zu einer Infektion kommen. Verabreichen Sie Ihrem Liebling vor Ihrem Urlaub eine entsprechende Prophylaxe. Es gibt Spot-ons und Halsbänder, die eine Infektion verhindern können. Lassen Sie sich dazu von Ihrem Tierarzt beraten.
- Moskitonetze bieten leider keine geeignete Abwehr gegen Sandmücken. Die Parasiten sind winzig, sodass sie problemlos durch die Löcher kommen.
Babesiose („Hundemalaria“)
Wenn Ihr Hund mit dieser Mittelmeerkrankheit infiziert ist, befallen und zerstören einzellige Parasiten bei einem Krankheitsausbruch die roten Blutkörperchen. Der Erreger Babesia canis wird durch Auwaldzecken (Dermacentor reticulatus) und Braune Hundezecken (Rhipicephalus sanguineus) übertragen.
Durch die stärker werdende Verbreitung der Auwaldzecke in Deutschland breitet sich die Krankheit hierzulande aus. Es handelt sich also nicht mehr nur um eine reine Reisekrankheit!
Typische Symptome, wenn die Babesiose bei Ihrem Vierbeiner ausbricht:
- Fieber
- Blutarmut (Anämie), erkennbar ist dies oft an blassen Schleimhäuten
- Gelbsucht
- dunkelrot bis braun verfärbter Urin
- gestörtes Allgemeinbefinden
Diagnose und Therapie
Der Verdacht auf Hundemalaria kann sich durch eine Blutuntersuchung bestätigen. In der Regel ist der Anteil an roten Blutkörperchen und Blutplättchen bei infizierten Tieren niedrig.
Der Erreger zeigt sich meistens bei einem sogenannten Blutausstrich: Dabei streicht Ihr Tierarzt einen Tropfen Blut auf einen Objektträger. Unter dem Mikroskop zeigen sich dann oft die Babesien innerhalb der roten Blutkörperchen als wurmähnliche „Striche“.
Zusätzlich oder alternativ schickt Ihr Tierarzt eventuell Blut in ein externes Labor zur Diagnosesicherung. Wird die Erkrankung Ihres Lieblings schnell erkannt, sind die Heilungschancen mit den üblichen Malaria-Medikamenten für Menschen gut. Tierärzte setzen zur Therapie den Wirkstoff Imidocarp ein. Das Präparat wird unter die Haut gespritzt.
Ohne eine fachkundige Behandlung kann die Infektion allerdings auch tödlich verlaufen.
Ehrlichiose
Auch die Ehrlichiose wird von der Braunen Hundezecke übertragen. Aus diesem Grund wird die Infektionskrankheit auch als „Zeckenfieber“ bezeichnet. Sie tritt häufig zusammen mit der Babesiose auf. Ihr Angriffsziel sind die weißen Blutkörperchen.
In Deutschland ist es für diese Zeckenart häufig zu kalt. In geheizten Räumen hat die Braune Hundezecke allerdings gute Überlebenschancen. Durch den Klimawandel steigen die Temperaturen, sodass eine weitere Ausbreitung möglich ist.
Über einen Zeckenstich infizieren Bakterien (Ehrlichien) das Blut Ihrer Fellnase. Sie befallen die weißen Blutkörperchen und wandern mit ihnen in verschiedene innere Organe. Dort können sie schwere Schäden anrichten.
Typische Symptome einer Ehrlichiose:
- Fieber
- Atemnot
- Erbrechen
- geschwollene Lymphknoten
- Nasenbluten
- Gewichtsverlust
Diese Mittelmeerkrankheit beim Hund lässt sich mithilfe von Antibiotika behandeln.
Noch besser ist es, eine Ansteckung gar nicht erst zu riskieren: Wenn Sie einen Auslandsaufenthalt planen, schützen Sie Ihren Vierbeiner mit einem Spot-On-Präparat, das Zecken, Flöhe und fliegende Insekten abwehrt.
Dirofilariose
Bei der Dirofilariose handelt es sich um eine Herzwurmkrankheit: Übertragen wird der Herzwurm Dirofilaria immitis von unterschiedlichen Stechmückenarten. Besonders verbreitet ist diese Erkrankung im Mittelmeerraum, in Nordamerika und Australien. Auch in Deutschland gibt es allerdings Parasiten, die diese Erkrankung übertragen können.
Eine Dirofilariose betrifft nicht nur Hunde, sondern auch Katzen, Füchse und Frettchen.
Durch den Stich der Parasiten gelangen Wurmlarven in den Körper Ihrer Fellnase. Diese bewegen sich über die Blutbahnen bis zum Herzen Ihres Vierbeiners. Insgesamt erreichen Herzwürmer eine Länge von bis zu 30 cm.
Typische Symptome, wenn Ihr Vierbeiner an Herzwürmern leidet:
- Atemnot
- chronischer Husten
- Futterverweigerung und Gewichtsabnahme
- Wassereinlagerung im Bauchraum und in den Beinen
- Bewegungsunlust
- Funktionsstörungen von Herz, Lunge, Leber und Nieren.
Die angerichteten Schäden sind in der Regel nicht heilbar. Falls Sie einen älteren Vierbeiner haben, der diese Symptome zeigt, könnte es sich auch um altersbedingte Probleme und Beschwerden handeln. Hier ist eine sorgfältige Diagnostik besonders wichtig.
Diagnose und Therapie
Herzwürmer lassen sich bei einem Herzultraschall erkennen. Bei einer Blutuntersuchung kann Ihr Tierarzt feststellen, ob Mikrofilarien (Larven) im Blut zu finden sind. Oder er schickt das Blut zur Untersuchung an ein auf Mittelmeerkrankheiten spezialisiertes Labor.
Die Prognose hängt von der Stärke des Befalls ab. Ist der Allgemeinzustand Ihres Vierbeiners gut und der Befall noch nicht stark, können eventuell Medikamente zur Abtötung der Würmer und Larven eingesetzt werden. Eine andere Möglichkeit ist die chirurgische Entfernung der Würmer.
Tipps:
- Stechmücken sind besonders bei Dämmerung aktiv. Lassen Sie Ihren Vierbeiner drinnen. Moskitonetze sind hier eine sinnvolle Ergänzung.
- Entwurmen Sie Ihren Vierbeiner regelmäßig nach Rücksprache mit Ihrem Tierarzt.
- Falls Sie einen Vierbeiner aus dem Auslandstierschutz haben: Lassen Sie sechs Monate nach der Aufnahme Blut abnehmen. (Diese Zeit dauert es, bis die Larven der Dirofilarien nachweisbar sind.)
Wie kann ich meinen Hund vor einer Mittelmeerkrankheit schützen?
Eine Impfung gibt es nur gegen Leishmaniose. Diese ist bei einem Auslandsaufenthalt mit Ihrem Vierbeiner sehr sinnvoll. Zusätzlich raten wir Ihnen zu einem zusätzlichen Mücken- und Parasitenschutz sowie zu einer gezielten Zeckenabwehr bei Ihrem Hund.
Es gibt Präparate, die gegen die Braune Hundezecke und die Auwaldzecke schützen und gleichzeitig Stechmücken, Sandmücken und Stechfliegen abwehren. Lassen Sie sich dazu von einem Tierarzt beraten, der auf Mittelmeerkrankheiten spezialisiert ist.
Kokosöl für Hunde ist eine mögliche Ergänzung, reicht als alleiniger Schutz hier allerdings nicht aus.
Fazit
Die Symptome bei einer Mittelmeerkrankheit beim Hund sind vielfältig und vieldeutig. Blutiger Durchfall beim Hund kommt beispielsweise auch bei Krankheiten wie IBD vor. Haarausfall kann auf eine Futtermittelunverträglichkeit oder Allergie hindeuten. Überlegen Sie, wie wahrscheinlich eine Mittelmeerkrankheit bei Ihrem Hund ist.
Sie waren nicht in Urlaub? Ihr Vierbeiner kommt nicht aus dem Ausland und hatte auch keinen Kontakt zu Artgenossen aus dem Auslandstierschutz? Dann sind Leishmaniose, Hundemalaria, Ehrlichiose und Dirofilariose unwahrscheinlich. Eventuell hat Ihr Vierbeiner Probleme mit dem Futter.
Mit einer hochwertigen, zuckerfreien Hundeernährung ohne Zusatzstoffe, Farb- und Aromastoffe wie der Hundefeuchtnahrung von Anifit können Sie Futtermittelunverträglichkeiten weitgehend ausschließen. Möglich bleibt dennoch, dass Ihre Fellnase bedingt durch ein tierisches Protein mit allergischen Reaktionen kämpft. In dem Fall hilft nur eine Ausschlussdiät, um die entsprechende Zutat zu ermitteln.
Falls Ihr Vierbeiner erkrankt ist und Sie im letzten halben Jahr zusammen in Urlaub waren, könnte eine Infektion durch Parasiten die Erklärung sein. Gleiches gilt, wenn Sie einen Hund aus dem Ausland aufgenommen haben. Bitten Sie Ihren Tierarzt am besten abzuklären, ob Leishmaniose, Babesiose, Ehrlichiose oder Dirofilariose dahinter stecken kann.